– Beitrag: Karsten Riemann und Ute Liebich –
Glücklicherweise war das regnerische Wetter, das uns während der diesjährigen Jahrestagung begleitete, nicht der Maßstab für die Stimmung der gut 50 Mitglieder und Gäste, die an den verschiedenen Veranstaltungen vom 4. bis 6. Oktober 2024 teilnahmen. Nachdem der Vorstand am Freitag im Großen Schloss Lomnitz seine Arbeitssitzung absolviert hatte, trafen sich die Tagungsteilnehmer zum Wiedersehen und Kennenlernen bei einem üppigen Abendessen im Alten Stall des Gutshofes Lomnitz. Die sichtliche Wiedersehensfreude bei vielen Anwesenden vermittelte den Eindruck einer großen Familie.
Anregende Mitgliederversammlung im Regen
Die Mitgliederversammlung am Sonnabend begann mit den Tätigkeitsberichten der Schatzmeisterin Brigitte Stammann und des Vorsitzenden Christopher Schmidt-Münzberg. Danach berichtete Prof. Dr.-Ing. Elmar Wilczek vor dem Hintergrund des geplanten VSK-Ausstellungsprojekts zum Segelflug im Hirschberger Tal über einen Nachbau eines historischen Segelflugzeugs von Wolf Hirth, dem „Moazagotl”. Obwohl die Autorin Karolina Kuszyk kurzfristig erkrankt war, konnten wir sie dank der technischen Versiertheit von Dr. Fabian Peissker doch in einem Filmbeitrag persönlich erleben. Dazu las die Redakteurin unseres Mitgliederjournals Karin Thomas-Martin aus Kuczyks preisgekrönten Buch „In den Häusern der Anderen” die Stellen, die Kuszyk dafür selbst ausgewählt hatte.
Kirchenmusiker Christoph Pannek, der im VSK den „VEESO – Verein zur Erforschung und Erhaltung schlesischer Orgeln” vertritt, betrat Neuland in unserer Mitgliederversammlung. Mit sorgsam vorbereiteten Liedblättern animierte er am Klavier die Anwesenden, gemeinsam deutsche Volkslieder, natürlich auch aus Schlesien, zu singen. Und selbst Skeptiker gaben nach dieser Stunde zu: Es hat Spaß gemacht!
„Bunzeltippel” im Pücklerschloss
Für den Sonntag hatte Brigitte Stammann unsere Exkursion organisiert. Von Lomnitz führte eine Busfahrt nach Bunzlau /Bolesławiec, wo vor allem das neu eröffnete Keramikmuseum im ehemaligen Pückler-Schloss zu besichtigen war. Wir erlebten eine Führung durch die Geschichte Bunzlaus und seiner Keramik. Unterstützt durch eine norwegische Stiftung ist das Museum mit allen Medien hervorragend ausgestattet, sodass man eigentlich mehrere Stunden bräuchte, um alles anzusehen. Bis zur Weiterfahrt nahmen viele die Möglichkeit wahr, die Innenstadt um den Marktplatz herum in Augenschein zu nehmen. Von großem Interesse war das Denkmal des russischen Feldmarschalls Kutusow (s. Foto) und die Kirche, die den Marktplatz dominiert. Kunsthistoriker Mika Matthies informierte an der – bereits vor 1945 katholischen – Stadtkirche über Giulio Simonetti (1659–1729). Als Architekt baute dieser unter Beachtung gotischer Bauteile die durch Kriegshandlungen beschädigte Pfarrkirche wieder auf. Im Jahr der Fertigstellung (1692) starb eine seiner Töchter, deren Grabsteinnoch heute im Inneren zu sehen ist. In → GAL 64 (2020) ist mehr darüber zu lesen.
Nach individueller Stärkung wurde die Heimreise an getreten, die sich jedoch wegen gesperrter Brücken aufgrund des Septemberhochwassers etwas zeitaufwändiger gestaltete.
Nächster Anlaufpunkt war der ehemalige evangelische Friedhof in Niederschreiberhau. Seit 2020 werden initiiert vom Bezirk Sachsen der Landsmannschaft Schlesien jährlich Aufräumaktionen zusammen mit Freiwilligen und der Gemeinde Schreiberhau veranstaltet (wir berichteten). Die Erfolge waren anhand teilweise wieder aufgerichteter Grabsteine und geräumter Gruften zu besichtigen. Zur Zeit wird vom VSK ein Projektantrag vorbereitet, um das gesamte Sanierungsvorhaben strukturell einer würdigen Dauernutzung zuzuführen. Die ursprünglich beabsichtigte Besichtigung der Zieten/Schlichting-Grabstelle musste aus zeitlichen Gründen ausfallen. Lesen Sie vom Fortschritt der Arbeiten am Zackenufer → im GAL 73, S. 4.
Norwegen in Warmbrunn
Am Abend erreichten wir den Füllnerpark in Bad Warmbrunn/Cieplice. Der Eigentümer der Bad Warmbunner Papiermaschinenfabrik, Eugen Füllner, ließ Anfang des 20. Jahrhunderts den Park für die Allgemeinheit anlegen. Nach einer Reise nach Oslo baute er 1909 in diesem Park ein norwegisches Restaurant nach Originalplänen. Vor wenigen Jahren war dieser „Norwegische Pavillon” aufwendig restauriert worden und hat unseren Denkmalpreis 2018 erhalten. An diesem malerischen Ort fand unsere VSK-Jahrestagung 2024 ihren gemütlichen und stilvollen Abschluss.
→ Artikel lesen im GAL 73, S. 9 …