Rückkehr des Holtei-Denkmals in Breslau

Aufgrund der besonderen Bedeutung Karl von Holteis für die schlesische Literatur und Theaterlandschaft im 19. Jh. hat sich der VSK entschlossen, ein Projekt zur Wiedererrichtung des Holtei-Denkmals in Breslau zu initiieren.

Als seine deutschen und polnischen Freunde 1882 am Rand der Ziegel-Bastion in Breslau das von Albert Rachner entworfene Denkmal für Karl von Holtei errichteten, mussten sie auf dem Sockel nicht erwähnen, welchen Tätigkeiten Holtei nachgegangen war. Jeder kannte Holtei als Multitalent. Er war Schriftsteller, Schauspieler, Regisseur, Mundartdichter, Rezitator, Liedersänger, Dichter und Theaterleiter. Sein Name, seine Lebensdaten und sein Geburts- und Sterbeort genügten, um seine Persönlichkeit in ihrer ganzen Fülle in Erinnerung zu rufen.

Karl von Holtei, Abguss einer Büste vom Bildhauer Albert Rachner, enthüllt 1882, Abbildung in: Nickel, W.: Die öffentlichen Denkmäler und Brunnen Breslaus, Breslau 1938, S. 72

Der Umfang seiner Werke ist kaum überschaubar. Allein seine erzählenden Werke umfassen 41 Bände, seine Schauspiele 6 Bände und seine Lebenserinnerungen 8 Bände. Am 1. Dezember 1825 wurde Holteis Drama über Tadeusz Kościuszko „Der alte Feldherr“ in Berlin uraufgeführt. Er hatte es seinen polnischen Freunden in Breslau gewidmet, wo die Erinnerung an die polnischen Freiheitskämpfe wachgehalten wurde. In der Textausgabe des Jahres 1828 findet sich seine Widmung:

„Zur Erinnerung froh durchlebter Jugendzeit widme ich meinen lieben Freunden in Polen den Alten Feldherrn“ (Zit. nach Edyta Połczyńska: Karl von Holteis Kościuszko-Verehrung). Auch mit seinen „Polengedichten“ setzte er sich immer wieder persönlich für seine polnischen Freunde ein (z.B. „Der letzte Pole“).

Der Sockel des Denkmals war aus rotem Granit gefertigt, darauf stand seine Büste. Ein schmiedeeiserner Zaun umgab das Denkmal, das in einer gepflegten Grünanlage mit Bäumen stand. Von der Ziegel-Bastion, die später ihm zu Ehren in Holtei-Höhe umbenannt wurde und die jetzt Polnische Höhe heißt, hat man auch heute noch einen wunderschönen Blick über die Oder auf den Breslauer Dom, die Kreuzkirche und die Sandkirche.

Er besuchte das Maria-Magdalenen-Gymnasium in Breslau in derselben Klasse mit August Kopisch, der später die „Blaue Grotte“ auf Capri entdeckte. Er nahm an den Freiheitskriegen gegen Napoleon teil, studierte kurze Zeit Rechtswissenschaften an der Breslauer Universität, wandte sich dann aber dem Theater zu. Bereits 1819 hatte er ein Engagement als „Mortimer“ in Schillers „Maria Stuart“ beim Breslauer Stadttheater. Seit 1822 verband ihn eine langjährige Freundschaft mit Joseph von Eichendorff.

Seine berufliche Laufbahn führte ihn u.a. nach Riga, Berlin, Graz, Dresden, Prag, Wien, Paris und Weimar, wo Goethe ihn wiederholt einlud. Dort freundete er sich mit Goethes Sohn August an, und dort lernte er im August 1829 auch den polnischen Nationaldichter Adam Mickiewicz (1798 – 1855) kennen. An dessen Aufenthalt in Weimar erinnert seit 1956 im Park an der Ilm in doppelter Lebensgröße ein Denkmal mit Büste.

Als Holtei 1880 im Hospital der Barmherzigen Brüder in Breslau verstarb, erhielten die Schüler schulfrei, um an der Beerdigung teilnehmen zu können. Dem Trauerzug folgte auch Gerhart Hauptmann. Holteis Grabstein trug die Aufschrift: „Suste nischt ack heem“, was schlesische Mundart ist und so viel bedeutet wie: „Nur nach Hause will ich, sonst nichts“. Besser konnte er die Verbundenheit mit seiner Heimatstadt Breslau nicht ausdrücken.

Er ist dort nicht vergessen. Im Städtischen Museum, im Historischen Rathaus und an seinem Wohnhaus in der ehemaligen Büttnerstraße 32/33 wird an ihn erinnert. Sein Geburtshaus, das „Rote Haus“, stand auf der Reuschestraße 45. Acht Jahre vor Holteis Geburt hatte Johann Wolfgang von Goethe in demselben Hause zwei Monate gewohnt. – 1997 wurde in Obernigk bei Breslau eine Schule nach ihm benannt und im dortigen Park steht ein Gedenkstein. – In Breslau wurde der alte St. Berhardin Friedhof mit seinem Grab 1945 ebenso zerstört wie sein Denkmal auf der Holtei-Höhe. – Im 21. Jhd. sollten Polen und Deutsche es wiedererrichten, Holtei mit seiner völkerverbindenden Lebenseinstellung hat es verdient. Es muss nicht wieder die dreifache Lebensgröße haben, aber eine ähnliche Ausführungsform sollte es für den großen Sohn der Stadt Breslau und großen Freund der Polen geben.

Dietmar Kendziur


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