Die Schwenckfelder — Von Schlesien nach Pennsylvania (1734)

– Autor: Józef Zaprucki –

Die turbulente Geschichte der protestantischen Glaubensgruppe der Schwenckfelder begann in Schlesien in den bewegten Zeiten der Reformation, als Caspar Schwenckfeld (1490–1561) von Ossig/Osiek (Lubin) seine kritischen Überlegungen sowohl zur katholischen als auch zur protestantischen Lehre veröffentlichte und damit zu einem wichtigen Reformator der Kirche wurde. Er kam zur Überzeugung, dass die Luthersche Reformation nicht weit genug gehe. Deshalb wollte Schwenckfeld diese Reformation weiter „reformieren”, woran er aber scheiterte und seine schlesische Heimat verlassen musste.

Caspar Schwenckfeld wurde nicht sofort zu einem Asketen und religiösen Doktrinär. In seiner Jugend als Student an der Universität Köln und an der damaligen Viadrina in Frankfurt (Oder) und dann als Höfling führte er anfänglich ein ziemlich ausgelassenes Leben eines schlesischen Adligen am Hof des Brieger Herzogs Georg I. und später beim Herzog Carl von Münsterberg/Ziębice, einem Enkel des Königs Podiebrad von Böhmen. Am Münsterberger Hof wurde er mit den dort gehegten Ideen des Johann Huß infiziert, fing an, sich für Theologie zu interessieren und
selbst die Bibel intensiv zu studieren. Er wurde danach sogar zum Canonicus an der St. Johannis-Kirche in Liegnitz/Legnica berufen. Hier ereilte ihn die Nachricht darüber, dass Martin Luther sich von Rom losgesagt hatte. Dieses Ereignis übte einen enormen Einfluss auf Schwenckfeld
aus, der sofort die katholische Kirche verließ und sich der Reformation zuwandte. In dieser Zeit erlebte Schwenckfeld eine Illumination, die er später in seinen Schriften „geistiges Erwachen” nannte. Er widmete sich mit Elan der reformatorischen Arbeit erst auf seinen Gütern und dann
als Hofrat am Hof des Herzogs Friedrich II. von Liegnitz.
Weiterhin die Bibel, die Schriften der Kirchenväter und die Lutherschen Ideen studierend und die evangelische Praxis beobachtend nahm er wahr, dass die evangelische Freiheit vielfach missbraucht und auf weltliche Zwecke angewandt wurde. Vom reformatorischen Eifer getrieben, gab er ein Büchlein heraus „Von dem Mißbrauch des Evangelii zur Sicherheit des Fleisches”, das er dem Herzog Friedrich von Liegnitz widmete. In dem Büchlein stellte er zum ersten Mal die fundamentalsten Axiome der sowohl katholischen als auch der evangelischen Lehre infrage. Er lehnte die
Kindertaufe ab und erkannte die reale Präsenz Christi in der Eucharistie nicht an. Deshalb war dieser schlesische Reformator den Katholiken und Lutheranern verhasst und wurde nach einem dramatischen und erfolglosen Treffen mit Luther in Wittenberg 1525 des Landes verwiesen.

→ Weiterlesen im GAL 71, S. 50 …


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