Die lange Rückkehr von Carl Gotthard Langhans in seine Geburtsstadt

– Beitrag: Dirk Carolus Metzig –

Im Webereimuseum Landeshut/Muzeum Tkactwa Kamienna Góra wurde die zweisprachige Dauerausstellung über den Architekten Carl Gotthard Langhans (1732–1808) eröffnet.
Der 1. Vorsitzende des Arbeitskreises Landeshut bewertet dieses Ereignis:

Als die Deutschen nach dem 2. Weltkrieg die Stadt Landeshut verlassen mussten, wanderte mit ihnen auch das kulturelle Stadtgedächtnis westwärts. Und herausragender Bestandteil desselben war der wohl bekannteste Sohn der Stadt: Carl Gotthard Langhans. Dieser wurde im Jahre 1732 in Landeshut geboren. Sein Vater versah dort das Amt eines Lehrers und Konrektors an der evangelischen Schule. Allerdings verließ Carl Gotthard Langhans noch nicht einmal fünfjährig Landeshut, da sein Vater 1737 zum Prorektor des evangelischen Gymnasiums in Schweidnitz berufen wurde.
Wenngleich er nur noch einmal, im Jahre 1768/69, seine Geburtsstadt besuchte, so erfüllte es die Bewohner Landeshuts mit Stolz, dass er einer der ihren war. Immerhin entwarf er mit dem Brandenburger Tor eines der wichtigsten nationalen Symbole der Deutschen. Davon zeugten u. a. die Benennung der Oberrealschule und der ehemals Böhmischen Straße nach Langhans Anfang der 1930er Jahre.
Mit dem großen Bevölkerungsaustausch der unmittelbaren Nachkriegszeit änderte sich auch die Erinnerungskultur. Zunächst einmal mussten sich die aus allen Teilen Polens stammenden Neuankömmlinge in Landeshut beheimaten. Das gestaltete sich umso schwieriger, als ja noch lange Zeit unklar war, ob man wirklich dauerhaft bleiben konnte. Da gemeinsame Erfahrungen in der neuen Umgebung erst ab 1945 möglich waren, bildete dieses Jahr zunächst den Ausgangspunkt eines sich allmählich entwickelnden kollektiven Stadtgedächtnisses. Die Zeit davor blieb naturgemäß ausgespart. Aber sie war nichtsdestotrotz durch die Häuser und das in ihnen befindliche Mobiliar immer im Unterbewusstsein präsent. Manchmal wagte sie sich auch aus diesem hervor, besonders seit es den ehemaligen Landeshutern möglich wurde, ihre Heimat im Osten zu besuchen. Allerdings verstärkte das bei vielen polnischen Bewohnern eher die Unsicherheit im Umgang mit ihrer neuen Umgebung und ihren Traditionsbeständen aus der Vergangenheit.

→ Beitrag im GAL 71, S. 32 …


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