Ablassprediger von Gebhardsdorf

– Beitrag von Arndt Bretschneider –
Wohnte der Ablassprediger Tetzel in einem Umgebindehaus in Gebhardsdorf?

Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt! Das ist der sicher bekannte Ausspruch des Ablasspredigers Johann Tetzel. Geboren wahrscheinlich 1465 in Pirna hielt dieser sich ab 1508 eine kurze Zeit in Gebhardsdorf/Giebułtów auf und stiftete dort eine Kirche.
Gebhardsdorf, im Vorland des Isergebirges gelegen, entwickelte sich von einer Bauernsiedlung im 14. Jahrhundert zu einem regen Industrie- und Handelsort, der nicht zu Unrecht „Klein Leipzig” genannt wurde. Mitten darin ein Umgebindehaus mit besonderer Historie – Tetzel soll dort gewohnt haben. 2018 entstand bei den Hausbesitzern Danuta und Antoni Alchimowicz der Wunsch, das Umgebindehaus stilgerecht zu sanieren und darin eine Begegnungsstätte im Geiste der christlichen Lehre zu eröffnen.
Um zu erkunden, ob aus der Tetzel-Zeit noch Spuren im Haus zu finden sind, gründete sich 2019 ein Verein. Das polnisch-deutsche Kollektiv forschte, durch den Kleinprojektfond Interreg Polska-Sachsen 2014–2022 gefördert, zum Thema: „Das Tetzelhaus in Giebułtów – Aufbau einer deutsch-polnischen Begegnungsstätte in einem historischen Oberlausitzer Umgebindehaus”.
Die dendrochronologischen Messungen ergaben leider eine jüngere Entstehungszeit. Weder an Balken noch in einem der Keller fanden sich Hinweise auf die Tetzel-Zeit.
Im Mai 2021 besuchten beim „Tag des offenen Umgebindehauses” das Tetzelhaus viele Interessierte. Das „Projekt Tetzelhaus” wird hoffentlich in andere Dörfer der Region ausstrahlen, denn noch sind dort viele Umgebindehäuser unter einer dicken Putzschicht verborgen.

→ Weiterlesen im GAL 68, S. 16…


← zur Startseite