Karl von Holtei: „Ich, der alte Polenfreund“. Zum 225. Geburtstag des schlesischen Multitalents

– Beitrag: Dietmar Kendziur –

Am 24. Januar 2023 jährt sich der Geburtstag des Breslauers Karl von Holtei. Auch wenn seine Werke heute kaum noch gelesen oder aufgeführt werden, ist er es wert, dass man an ihn erinnert – an einen Künstler, der auf seinem Gebiet fast alles konnte.

Das Leben und Schaffen des Schlesiers Karl von Holtei als Schauspieler, Schriftsteller, Theaterdirektor, Rezitator, Lyriker, Romancier und Mundartdichter ist schwer zu überschauen und in der Kürze kaum darstellbar. Allein seine erzählenden Werke umfassen 41 Bände, seine Schauspiele 6 Bände und seine Lebenserinnerungen 8 Bände. Zu seiner Zeit gehörte er zu den beliebtesten Persönlichkeiten der Literatur und Bühne. Er führte ein unstetes Leben, aber er litt wohl stets an Heimweh nach Breslau. Sein in schlesischer Mundart verfasster Wunsch „Heem will ich, suste nischt ock heem“ (nach Hause will ich, sonst nichts wie nach Hause) ist fast als Hilferuf zu verstehen.
Karl von Holtei wurde am 24. Januar 1798 in Breslau/Wrocław in der Reuschestraße 45 (ul. Ruska) geboren. In seinem Geburtshaus wohnte acht Jahre zuvor Johann Wolfgang von Goethe, als er Schlesien bereist hatte. Holtei war der Sohn des preußischen Husaren-Offiziers Karl von Holthey (1766–1845) und dessen Ehefrau Wilhelmine Gottliebe von Holthey, geborene von Kessel (1773–1798). Seine Mutter starb wenige Tage nach seiner Geburt. Sein Vater konnte mit dem kleinen Holtei nichts anfangen und gab ihn in die Hände der jüngeren Schwester seiner Mutter, Dorothea Baronin von Arnold. 1806 besetzten die Franzosen Breslau. Der achtjährige Holtei erlebte den Kugelhagel der Belagerungszeit in einer kleinen Kellerwohnung im Hatzfeld-Palais. Er war Schüler am Friedrichsgymnasium, später kam er an das Maria-Magdalenen-Gymnasium. Dort zeigte sich schon bald sein schauspielerisches Talent. Er ahmte aus Kotzebues „Schauspieler wider Willen“ den „Pfifferling“ nach.
Zum Erlernen der Landwirtschaft wurde er zu dem Gutsherren Wolfgang Schaubert nach Obernigk/Oborniki Śląskie geschickt, einem kleinen Ort nördlich von Breslau. Dann holte er „die Maturität“ nach und studierte eine kurze Zeit Jura an der Universität Breslau, aber sein Interesse an der Schauspielerei überwog.

→ Weiterlesen im GAL 69, S. 33 …


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