– Beitrag: Karsten Riemann / Jürgen Karwelat
Karl Friedrich Wilhelm Wander (1803-1879), stellvertretender Abgeordneter des Wahlkreises Hirschberg bei den Wahlen zur preußischen Nationalversammlung 1848
Wander wurde am 27. Dezember 1803 in Fischbach bei Hirschberg als ältester Sohn eines Schneiders geboren. Nach dem Besuch der Dorfschule absolvierte er in Warmbrunn eine Tischlerlehre, die er 1818 abbrach, um seinen Berufswunsch als Lehrer zu verfolgen. Von 1822 bis 1824 wurde er im Bunzlauer Lehrerseminar ausgebildet. Danach war er Hilfslehrer in Gießmannsdorf bei Bunzlau/Bolesławiec und ab 1827 Lehrer in der evangelischen Schule in Hirschberg/Jelenia Gora. Er setzte in der Schule neue pädagogische Methoden ein. Wander forderte die Abschaffung der geistlichen Schulaufsicht. Die Volksschule müsse eine staatliche Schule sein. 1845 wurde er als Lehrer abgesetzt, 1847 nach einem Freispruch wieder eingesetzt.
In der Revolution 1848/49 war er Mitglied des Hirschberger Demokratischen Vereins und Mitarbeiter des dortigen demokratischen Wochenblatts „Der Sprecher“. Er engagierte sich in der Wahlbewegung und wurde bei den Wahlen zur preußischen verfassungsgebenden Versammlung im Mai 1848 als Stellvertreter des Abgeordneten Moritz Elsner gewählt. Er hielt fast jede Woche Vorträge und veröffentlichte neben seiner Lehrertätigkeit zahlreiche Schriften zur Umgestaltung des Volksbildungswesens, zur Trennung von Staat und Kirche und zur Lehrerorganisation.
Im Juli 1849 wurde er als Lehrer suspendiert. Ab September 1849 lief ein Ermittlungsverfahren gegen ihn. Das Schwurgericht in Liegnitz/Legnica verurteilte ihn wegen Teilnahme an „einem im November 1848 in der Volksversammlung zu Spiller beschlossenen Aufstandsversuch“ zu zwei Monaten Gefängnis und 50 Taler Strafe. Im August 1850 wanderte er in die USA aus, kehrte aber ein Jahr später enttäuscht zurück. 1852 machte er sich mit einem Gewürzgeschäft in Hermsdorf/Sobieszów selbständig. 1874 zog er nach Quirl/Kostrzyca, wo er 1879 starb.
In der DDR galt er als Wegbereiter vom Liberalismus zum Sozialismus. Die Pädagogische Hochschule in Dresden und Oberschulen in Magdeburg und Leipzig trugen seinen Namen.
Sein Lebenswerk war die Sprichwortforschung. Schon als Lehrer sammelte er diese und setzte sie für Unterrichtszwecke ein. 1862 entstand sein Deutsches Sprichwörter-Lexikon, die mit über 250.000 Einträgen bis heute größte Sammlung von Sprichwörtern darstellt. Über Karl Friedrich Wanders reformpädagogisches Wirken berichtet der „Gruß aus Lomnitz“ Nr. 63 (2019) S. 15. Die wiedergefundene historische Gedenktafel für K.F.W. Wander (1903) wurde 2020 vom Verein zur Pflege schlesischer Kunst und Kultur (VSK) in Buchwald unterhalb des Pavillions angebracht.