Der unbekannte Schwenckfeldt – Arzt und Naturforscher

– Beitrag: Andrzej Paczos –

Der Name Caspar Schwenckfeldt ist Theologen, Religionswissenschaftlern und Reiseführern in Niederschlesien nicht fremd. Dieser Artikel widmet sich dem weniger bekannten schlesischen Arzt und Naturforscher Caspar Schwenckfeldt (1563–1609) und nicht dem schlesischen Theologen und religiösen Reformer Caspar Schwenckfeldt (1490–1561). Die Ideen des Theologen sind bis heute lebendig und werden von den Anhängern des von ihm gegründeten protestantischen Zweiges gepflegt, wohingegen die Leistungen des Arztes zu Unrecht in Vergessenheit geraten sind. Daher ist es wert, sich an dessen Person und an sein Erbe zu erinnern.

Sein Leben

Caspar Schwenckfeldt wurde am 14.08.1563 in Greiffenberg/Gryfów Śląski geboren, das an der westlichen Grenze Schlesiens im damaligen Fürstentum Jauer, nahe der Grenze zu den Oberlausitzer Niederungen, liegt. Beide Gebiete gehörten damals zu den Ländern der Böhmischen Krone und somit zum Habsburgerreich. Seine Eltern waren Melchior Schwenckfeldt und Anna Flegelt, der Vater gehörte dem örtlichen Patriziat an und war einige Zeit Ratsherr. )1 Früh verwaist, wurde er von seiner Stiefmutter Sara Poli großgezogen. )2 Caspar Schwenckfeldt erhielt seine erste Ausbildung vermutlich in seiner Heimatstadt. Mit 16 Jahren begann er sein Studium in Leipzig, wo er vor allem Philosophie, Latein und Griechisch lernte. Nach drei Jahren ging er nach Basel, damals eines der wichtigsten akademischen Zentren des protestantischen Teils Europas. Dort schrieb er sich 1582 für ein Medizinstudium ein. Eine Zeit lang praktizierte er bei dem bekannten Arzt Johann Jacob Wecker im elsässischen Colmar. Als nächster Schritt sollte ein Medizinstudium in Paris folgen, doch dorthin gelangte er nicht. Stattdessen hielt er sich 1585 für einige Monate in Genf auf, wo er an Malaria erkrankte. In dieser schwierigen Lage half ihm der hervorragende Arzt und Botaniker, Professor an der Akademie in Basel, Caspar Bauhin. Dank seiner konnte Schwenckfeldt 1587 sein Medizinstudium abschließen und den Doktortitel erwerben. Im selben Jahr erschien in Basel sein erstes Werk „Thesaurus pharmaceuticus (Apotheker-Schatztruhe)” – eine Art Verzeichnis und Klassifikation der zu dieser Zeit verwendeten Medikamente. Nach seiner Rückkehr in seine Heimatstadt Greiffenberg wurde er der erste Stadtarzt in der Geschichte der Stadt. Er heiratete Elisabeth Stäudner, die aus dem örtlichen Patriziat stammte. Nach vier Jahren zog er 1591 mit seiner Familie nach Hirschberg/Jelenia Góra, wo er eine ähnliche Position übernahm. Er war außerdem Kurarzt in Bad Warmbrunn. Zu seinen Patienten gehörten Mitglieder des schlesischen Adels: die Schaffgotschs, die Hochbergs und die Schönaichs. Schwenckfeldt nutzte seinen mehr als zehnjährigen Aufenthalt in Hirschberg, um die Umgebung, hauptsächlich das Riesengebirge, nach Heilpflanzen zu durchforsten, was zur Entstehung zweier Werke über die Natur Schlesiens führte. In dem 1600 veröffentlichten „Stirpium et fossilium Silesiae catalogus (Katalog der Pflanzen und Fossilien )3 Schlesiens)” und dem drei Jahre später erschienenen „Theriotropheum Silesiae”, veröffentlichte er einen geografischen Überblick über diese Region sowie eine Auflistung der hier vorkommenden wildwachsenden und kultivierten Pflanzen, der hier vorkommenden Tiere und der in der Erde gefundenen Dinge, also Mineralien, Gesteine und Heilwässer. Beide Bände bilden die wahrscheinlich älteste regionale naturkundliche Monographie der Welt oder zumindest Mitteleuropas, die Flora, Fauna und unbelebte Natur (Mineralien und Gesteine) umfasst. Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete er erneut, diesmal Blandine Pottermann, und zog 1605 in das obersorbische Görlitz, wo ihm die Stadtverwaltung eine ähnliche Funktion übertrug. Im Jahr 1607 erschienen hier zwei seiner Bücher, die als eine Art Informationsbroschüre über zwei Kurorte dienten: das böhmische Teplitz und das schlesische Warmbrunn. Er starb am 5.06.1609 in Görlitz und wurde an der Frauenkirche beigesetzt. Sein Grab ist nicht erhalten geblieben.

  1. Über dem Eingang zum Gebäude der ehemaligen Schule, neben der Kirche, befindet sich eine Gedenktafel, die darüber informiert.
  2. An der Nordwand der Pfarrkirche befindet sich ein Epitaph, das Caspar Schwenckfeldt zu Ehren seiner Eltern und Stiefmutter gestiftet hat. Leider wurde bei der Renovierung der Seitenfassade der untere Teil des Epitaphs mit Mörtel aufgespritzt, sodass er nicht mehr lesbar ist. Ein schöner Akt der Anerkennung der Stadt Gryfów Śląski gegenüber dem bedeutendsten Sohn der Stadt wäre die Renovierung des Epitaphs und der Gedenkplatte…
  3. Hier geht es nicht um Versteinerungen, sondern um alle in der Erde gefundene Sachen wie Mineralien, Gesteine, Heilwässer und Archäologische Funde.

→ Beitrag weiterlesen im GAL Nr. 74, S. 44 …


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